Lehrerbashing

Wie es dazu kommt und wie du damit umgehst

Lieber lauschen statt lesen? – Hier geht´s zur Podcastfolge!

Bashing belastet

Über LEHRERBASHING hätte ich eigentlich schon vor einem Jahr eine Menge zu sagen gehabt: – Corornabedingte Schulschließungen sei Dank: Manche Zeitungen hatten so einiges zu meckern über den Einsatz der Lehrerschaft.

Mittlerweile ist es ruhiger geworden – warum auch immer. Doch Lehrerbashing beschäftigt noch immer viele meiner vor allem jungen Follower:innen auf Instagram. Der Umgang mit Anfeindungen und Kritik ist zudem auch immer wieder Thema in unserem Onlinekurs „LockerLehrer-Training“.

(ENDLICH hat das Kind einen vernünftigen Namen! 😉 Wenn du mit uns deine Resilienz, Krisenfestigkeit und Lehrerpersönlichkeit trainieren möchtest, schau dich gerne nach dem LockerLehrer-Training um auf lockerlehrer.de Für die aktuelle Trainingsrunde sind noch Plätze frei.- Ende der Werbeeinspielung!)

Nicht nur die öffentliche Schmährede bissiger Journalisten ist das Belastende – auch dämliche Sprüche von Bekannten, die dir als engagierter Lehrperson unterstellen, du habest ja jetzt im Distanzlernen ein leichtes Leben, tun weh, wenn du deinen Beruf ernstnimmst und täglich deinen Kopf dafür hinhältst.

Ich halte es jedoch für wichtig, zunächst nach Gründen und Hintergründen zu forschen. Denn niemand nimmt sich bewusst vor, eine Berufsgruppe mal so richtig fertigzumachen. JEDER von uns handelt mit bestem Wissen und Gewissen, sieht sich im Recht, will positive Veränderung erwirken. Ich persönlich fahre daher gut mit „Empathie statt Ellenbogen“, drum hier nun eine kleine Empathieschulung für deine kratzbürstigen Lehrerbasher. Achtung – diese Erklärungen sind KEINE Entschuldigungen für ihr rüpelhaftes Verhalten, okay? Doch nur wenn du dein Gegenüber zumindest in Ansätzen verstehst, kannst du DEINE Lösung finden, wie DU am authentischsten und wirksamsten auf Lehrerbashing reagieren kannst.

DIE Lehrer:innen gibt es nicht – DU bist nicht gemeint!

Ein kleiner Beipackzettel vorweg: Der ist vor allem dann wichtig für dich, wenn du mich noch nicht so gut kennst. Wenn du bereits „drin“ bist im Thema Lehrerbashing und dich oft sehr darüber ärgerst, kann es gut sein, dass du auch einige MEINER Aussagen in diesem Artikel als Angriff werten wirst. Wir alle sind mit einer bestimmten Brille unterwegs und nehmen unser Umfeld entsprechend wahr. Für das, was uns emotional sehr beschäftigt, worauf wir uns fokussieren, FINDEN wir IMMER auch im außen Bestätigung. Überall.

Vielleicht habe ich deswegen so lange mit der Veröffentlichung meiner Gedanken hier gewartet, weil ich eigentlich ungerne Dinge verbreite, die Menschen schwächen könnten. Ja, Lehrerbashing schwächt. Ebenso schwächt es aber auch, ständig an Lehrerbashing erinnert zu werden, während man nachmittags hochmotiviert sein Laminiertgerät anschmeißt.  

Ich könnte ja starten mit ein paar Beispielen für Lehrerbashing, was es da so alles gibt und was sich so manche engagierte Lehrperson anhören muss. Aber – nö. Erspare ich dir hier. Das weißte selber und es wieder und wieder zu wiederholen, was man sich dieser Tage als Lehrperson so alles bieten lassen muss,  motiviert dich nicht, erzeugt KEIN Lockerlehrergefühl, zieht dich eher noch mehr runter.

Auch die besten Sprüche, die du deiner neuen lehrerbashenden Partybekanntschaft (Parties, was war das nochmal…) um die Ohren schleudern kannst, haben in dieser Folge keinen Platz und das OBWOHL ich eigentlich recht schlagfertig bin. Du vermutlich auch. Doch bringt dich Sprücheklopfen denn wirklich weiter?

Wenn es dich erleichtert – bitteschön: Kontere zynisch mit einem knackigen: „Jaaaaaa. Lehrer haben´s leicht! Augen auf bei der Berufswahl!“ Vielleicht ist ja DIES dann auch der Aufhänger für ein ernsteres Gespräch.

Doch überlege dir immer, ob es das jetzt wert ist oder du dich in deiner Freizeit lieber mit anderen Themen beschäftigen möchtest. Denn dass über Lehrer:innen gelästert wird – das HAT es immer schon gegeben, das WIRD es immer geben, damit müssen wir leben, behaupte ICH jetzt mal. Schon allein deswegen, weil wir oft mit Pubertierenden zu tun haben. Die KÖNNEN Schule doch überhaupt nicht gut finden! Du bist als Lehrperson im Leben SO vieler kleiner und großer Menschen eine ganz entscheidende Figur. Du hast Prominenz, du hast Macht. DU gestaltest Schüler:innenschicksale. Und egal wie viel Mühe du dir dabei gibst, NIEMALS wird das jedem gefallen.

Ja, du wirst dir Kritik über „diese Lehrer“ anhören müssen, die aber doch eigentlich nie DIE ganze Lehrerschaft betrifft. Viel zu unterschiedlich sind Umstände und Anforderungen, die die Kolleg:innen mal besser, mal schlechter bedienen, als dass man diesen Berufsstand und sein tatsächliches Engagement über einen Kamm scheren könnte. Man tut es dennoch, weil die Erfahrungen, die man mit Lehrer:innen macht, oftmals sehr persönliche sind. Dazu später mehr

Weil da draußen leider vieles verallgemeinert wird, lautet mein erstes LockerLehrer-Tipp für einen gesunden Umgang mit Lehrerbashing:

Nimm´s nicht persönlich – du bist nicht gemeint!

Locker Lehrer

Homeschooling lüftet Missstände des Systems

Du bist nicht gemeint und du kannst nichts dafür. Vieles von dem, was z.B. von Eltern bemäkelt wird, liegt eigentlich in unserem guten alten System begründet, in noch immer überfrachteten oder veralteten Lehrplänen und auch in der Art und Weise, wie – nicht überall, aber doch vielerorts –  Schüler:innen seit vielen Jahren unterrichtet werden – und das mit bestem Wissen und Gewissen. Wir sind ja hier unter uns – drum machen wir uns doch nichts vor: Vieles davon IST längst nicht mehr zeitgemäß geschweige denn kindgerecht. So manche noch tief in uns verwurzelte Pädagogik und Didaktik stammt aus Zeiten, in denen der Herr Lehrer immer recht hatte und man zudem nicht einmal vorhatte, alle Kinder mit Bildung zu erreichen.

Und dies ist auch der Grund dafür, dass Lehrerbashing 2020 Hochkonjunktur hatte: Corona brachte so manches an den Tag, was an unserem guten alten Schulsystem eben tatsächlich nicht stimmig IST!

Ja, Eltern haben – Homeschooling sei Dank – endlich am eigenen Leibe erfahren dürfen, dass „Unterrichten“ ja gar nicht SO einfach ist. Aber eben nicht nur das:  Corona richtete quasi wie ein Brennglas die Aufmerksamkeit gnadenlos auf all die Versäumnisse und Missstände der letzten Jahrzehnte Bildungssystem UND darauf, dass Lehrerinnen und Lehrer natürlich Fehler machen, wie jeder andere auch.

In der Homeschoolingbase kommen plötzlich Missstände an, deren Hintergründe Eltern nicht verstehen, die aber ihr Familienleben immens beeinflussen. Und den daraus entstehenden Frust darüber geben sie 1:1 an die Lehrer:innen ihrer Kinder weiter, so wie man in der Antike eben auch den Überbinger schlechter Nachrichten hinrichtete.

Natürlich darf man da als engagierte Lehrperson schwer beleidigt sein, wenn man DANN auch noch die Schelte für all das einstecken muss, was man selbst nicht verbockt hat. Und das, obwohl man selbst darunter leidet und trotzdem täglich das Beste aus der Situation macht, weil einem die Kinder am Herzen liegen.

Lass die Leute reden!

Was solltest du einer Person entgegnen, die öffentlich über die Lehrerschaft herzieht, während du dabeistehst und letzte Nacht wieder bis halb 3 korrigiert hast?

Mein liebgemeinter LockerLehrer-Tipp: Wenn du es irgendwie aushalten kannst, entgegne ihr gar nichts. Bringen wird es nämlich wenig, wenn du anfängst, dich zu rechtfertigen. Eine emotional erregte Person wird niemals die Bereitschaft aufbringen, sich eines Besseren belehren zu lassen. Sie wird allein wahrnehmen, dass du alles Vorgebrachte offensichtlich nicht siehst bzw. nicht wahrhaben willst „…dabei ist es doch offensichtlich!“, während du dich um Kopf und Kragen redest. Man wird dich schlicht und einfach nicht verstehen bzw. verstehen wollen. Maximal wird man dich für eine Ausnahme halten. Wenn dir das guttut, kannst du dafür gerne die Diskussion aufnehmen. Doch bei nächster Gelegenheit wird man erneut seine Meinung über die Lehrerschaft bestätigt sehen.

Also kannst du dir die Diskussion mit Lehrerbashern eigentlich auch gleich schenken. Sie ist Energieverschwendung und DIE kannst DU dir in deinem anstrengenden Beruf NICHT leisten!

Lass Taten sprechen!

Was du stattdessen tun kannst? Reagiere mit Taten auf Lehrerbashing. Indem du weiterhin dein Bestes gibst, weil es dir FREUDE bereitet, für die Schülerinnen und Schüler da zu sein. Wir alle brauchen Lob, Anerkennung, Wertschätzung – so viel ist klar. Doch wenn du achtsam im Moment lebst, kannst du JETZT dafür sorgen, mit deinen Schüler:innen eine gute Zeit zu haben, auch wenn du nicht weißt, ob und wie das bei deren Eltern ankommt. Wenn du die besonderen Momente in deiner Klasse wirklich genießen kannst, wirst du immer mehr Gelassenheit dafür entwickeln, dass das, was du täglich tust, eh nie jedem gefallen KANN bzw. nicht bei jedem ankommt.

Sorge DU durch DEIN Sein, durch DEINE Zugewandtheit, durch DEIN Engagement dafür, dass Lehrerbashing irgendwann rauswachsen wird, weil immer MEHR Schüler:innen so viel Wundervolles über ihre Teacher zu erzählen haben.

Grundsätzlich kannst du an den Gedanken anderer Menschen über dich nichts ändern.  „Was Peter über Paul sagt, sagt mehr über Peter aus als über Paul.“ Wohl aber kannst du an deiner Reaktion darauf arbeiten. Wie wäre es, wenn du aktiv darauf hinarbeiten würdest, dich von dem Gerede anderer NICHT mehr aus der Ruhe bringen zu lassen?

Das ginge z.B., indem du dich bewusst mit ANDEREN Themen beschäftigst, als mit Lehrerbashing. Mir haben auf Instagram neulich tatsächlich erfahrene Kolleg:innen bestätigt: „Das interessiert mich alles gar nicht, weil es MEINE Arbeit ja gar nicht betrifft und ich zudem noch nie Schwierigkeiten mit Eltern hatte!“

Na bitte – es geht also.

Du kannst ein Problem nicht auf dieselbe Weise lösen, wie es entstanden ist. Also hör auf, gegen das Lästern mit Lästern angehen zu wollen. Lässt du dich auf Anfeindungen gar nicht erst ein und stehst über den Dingen, strahlst du eine Überlegenheit aus, die deinem Gegenüber bald signalisieren wird, dass du keinerlei Rechtfertigung nötig hast.

Schön, wenn du diese Gelassenheit ansteuern möchtest. Was aber, wenn du Gelassenheit nicht zulassen, sondern vor Wut über so viel Ungerechtigkeit schier plllllatzen  möchtest?

Platze vor Wut – aber bitte an richtiger Stelle!

Bei mir persönlich ist das Helfersyndrom bedeutend stärker ausgeprägt als die Wut-Schnur. (Moment mal – Wut-Schnur? Gibt´s das Wort überhaupt??)

Egal – du weißt wie ich es meine: Den Mittelfinger halte ich allerhöchstens hoch, um meinen Nagellack trocknen zu lassen, ansonsten wähle ich #empathiestattellenbogen. AUCH nicht immer optimal – ich weiß – aber mir gefällt´s. Ich komme so deutlich gelassener und zufriedener durchs Leben und vielleicht habe ich ja nur dieses eine.  

Doch sind wir alle ja verschieden – gut so: Wenn DU vor Wut schier platzt und merkst, dass du Lehrerbashing NICHT einfach so stehenlassen kannst, dass DU dich hier engagieren MUSST – wenn DICH das Thema so sehr vereinnahmt, dann los: RAUS damit. Lass die Welt wissen, dass es bei euch so ganz anders ist. Hau auf den Putz. Schwing deine Reden, wenn DIR diese Energie guttut.

AAAAAAABER: Tu das doch bitte so, dass sich dann auch wirklich etwas zum POSITIVEN verändern kann: Lauere den richtigen Journalisten auf, informiere das Fernsehen, schreib Leserbriefe, setz dich aktiv für unterlegene Kolleg:innen ein, setz die Schulleitung auf bashende Eltern an, hol Mediationstrainer:innen an deine Schule … Es gibt so einiges, was du aktiv tun kannst, was über das Reden-Schwingen in sozialen Netzwerken hinausgeht.

Doch deinen eigenen treuen Tribe immer wieder darauf hinzuweisen, WIE missachtet wir doch alle von der Gesellschaft SIND – sorry, dass ich das so sage: Aber stärkend, aufbauend oder zu Höchstleistungen motivierend ist das nicht gerade. So beendest du Lehrerbashing nicht, du trägst es weiter, so dass es immer mehr Schaden anrichten und die Fronten verhärten kann.

Der Erfolg, den du damit einheimst, ist allein oberflächlicher Natur: Du schreibst nen Post, hältst ne flammende Rede, machst deinem Ärger Luft über all das Unrecht da draußen und du erntest Applaus – zumindest aus den eigenen Reihen. Also von den Menschen, die … das eh … bereits … alles wissen …

Alle fühlen sich gesehen, alle stimmen mit ein. Jej. Das tut doch mal gut.

Aber geht dadurch auch nur EIN Kind anschließend lieber zur Schule? Glaubst du, dass eines dieser bashenden Eltern abends sein Kind beiseite nimmt und sagt: „Schatz, Mami hatte Unrecht. Schule IS gar nicht doof“ ?

Eltern haben keine Ahnung von deinem Lehreralltag!

In unserem LockerLehrerTraining ist ein großer Trainingsbereich auch der Umgang mit ELTERN, weil dies vor allem junge Lehrerinnen immer wieder beschäftigt, oft sogar einschüchtert. Und das nicht ohne Grund: Heute Morgen höre ich die Sprachnachricht einer Klientin, die mir erzählt, im Seminar habe man ihr dringend geraten, sich ausschließlich mit den Schüler:innen zu beschäftigen und sich die bösen Eltern vom Leibe zu halten.

Da schreie ICH doch als engagierte Mutter erbost auf: #elternbashing!!!

Lydia Clahes

Eltern motzen, wenn sie das, was du täglich für ihre Kinder tust, nicht nachvollziehen können. Also hol sie beizeiten mit ins Boot. Die wissen oft nicht, was von der Klassenleitung selbst und was „von oben“ kommt. Welchen Spielraum du als Lehrperson an deiner Schule hast und welchen eben nicht. Die erleben nur das enttäuschende Resultat zu Hause, geraten selber in Stress und ZACK kriegst DU eins dafür aufs Dach.

Und da du als Klassenleitung vielleicht ihre wichtigste Ansprechpartner:in bist, landet aller Frust erst einmal bei DIR. Wenn du nicht gelernt hast, damit professionell diplomatisch umzugehen – Note to myself – DAS sollte Teil der Lehrerausbildung sein –, dann ist das kräftezehrend und oft auch wirklich schmerzhaft.

Was kannst du dagegen tun?

Eine Kursteilnehmer:in unseres Training berichtete, sie habe großen Bammel vor dem ersten Elternabend dieses Halbjahres gehabt, weil ihr klar war, WIE unzufrieden die Eltern wohl über die vorherrschenden Umstände sein mussten. Gestärkt durchs LockerLehrertraining hat sie den Elternabend schließlich mutig damit begonnen, ganz ehrlich von SICH zu erzählen. Wie sehr SIE die Situation belastete, als Lehrerin nie zu wissen, welches Szenario sie nächste Woche werde bedienen müssen. Wie ihre Unterrichtsplanung momentan aussähe. Die Angst vor Ansteckung etc. Das alles nicht etwa jammernd, sondern offen ihren Alltag mit den Eltern teilend. Und siehe da: Von Anfang an sei dieser Elternabend dadurch von einem MITeinander geprägt gewesen.

Ich weiß nicht, was man DIR in Uni und Seminar erzählt. Natürlich kannst du echte Nervensägen in deiner Elternschaft sitzen haben. Ich bin mir sicher, als LehrerCoach bin auch ICH für so Lehrer meiner Kinder eine anstrengende Mama – entschuldige mich hiermit. Und dennoch kann ich auch aus eigener Erfahrung sagen: Zu einer Beziehung gehören immer zwei und DU gestaltest diese Beziehung aktiv mit. 

Je besser man dich und deine Situation einschätzen kann, desto geringer ist die Chance, dass Eltern dich für etwas bashen, was du nicht verbrochen hast. Sei transparent, doch das heißt nicht, dass du deine Arbeit rechtfertigen sollst.

Das hast DU doch nicht nötig!  

Zeig dich empathisch und lass professionell abprallen, was DEINE Arbeit eh nicht betrifft.

Locker Lehrer

Lehrerbashing vermeiden … indem du Beziehungen gestaltest

Was kannst aktiv du tun, wenn du aber nun einmal eine noch recht unerfahrene Lehrperson BIST, ständig bemüht aber eben auch mit dieser Angst unterwegs, man könnte dich wegen irgendetwas belangen? – Frag einfach nach. Nicht etwa unterwürfig – nein, sei einfach nur interessiert statt interessant: Frag, wie´s geht, was man von DIR braucht, wie alles ankommt, was das Kind so aus der Schule erzählt und ACHTUNG: Gib auch DU rechtzeitig deine Spielregeln preis!

„Liebe Eltern, so und so sieht´s bei MIR aus, wenn Sie Fragen haben, kommen Sie DIREKT zu mir, gehen Sie NICHT über Los, NICHT gleich zur Schulleitung … Ich freue mich über ihre Nachricht, über ihr  Feedback und gemeinsam finden wir bestimmt eine Lösung für´s Problem, oder? Immerhin sitzen wir im selben Boot, na?“

Oder so ähnlich.

Steh bitte auch dazu, dass du nicht alles wissen und leisten kannst, dass auch du ein Mensch mit Fehlern bist, dass du Grenzen hast.

Neulich erst schrieb mir eine Studentin auf Instagram, man habe ihr in einer Univeranstaltung gerade beibringen wollen, wie man seine Fehler vertuscht … Hallo? Wieso geben wir´s nicht endlich auf, als Lehrer:innen allwissend und unfehlbar rüberkommen zu wollen? Das nimmt uns doch heutzutage eh kein Mensch mehr ab – Kinder und Jugendliche schonmal gar nicht.

Also, STEH zu dir. Mach den Leuten nichts vor. Gestehe den Eltern bitte ebenfalls zu, Bedürfnisse und Grenzen zu haben, die sie DIR zeigen dürfen, ohne ihr Gesicht zu verlieren. Es ist ein Geben und Nehmen. Ein Tanz. Und du darfst die Führung übernehmen.

Nein, du bist KEIN Opfer, DU bist hier der Profi. Du kannst ohne Gram und Scham Missverständnisse aus der Welt schaffen. Mit Humor – meinetwegen. (Machen auch viele..) Aber überlege dir, welche Grenzen DU genau hast und dann steh dafür ein. Gerne auch mehrmals. Wenn du Konflikte OFFEN angehst, gibt es in deinem Tribe keinen Grund mehr für Lehrerbashing. Vergebung ist dabei wichtig. Dazu komme ich später noch.

Lehrerbashing vermeiden …. indem du Feedback und Kritik zulässt

Wieso bilden sich Lehrerbasher ein, den Schulbetrieb überhaupt beurteilen zu können? Früher wäre doch auch niemand auf die Idee gekommen, den Herrn Lehrer zu kritisieren! Doch zum Glück  – leben wir heute in einer Zeit, in der Kritik ein selbstverständlicher und auch erwünschter Teil der Debatte ist.

Tja. Jetzt HABEN wir also den Salat. Eltern maßen sich an, Literatur über Erziehung und Psychologie zu konsumieren, jeder, der jemals in der Schule war, glaubt, darüber Bescheid zu wissen, wie guter Unterricht aussehen muss, genauso wie der Fußballfan vor der Glotze der bessere Bundestrainer wäre. Jep. Das müssen wir aushalten lernen.

Nein, STOPP: Ich finde, wir sollten das NUTZEN lernen! Weil vier Augen nun einmal mehr sehen als zwei, Eltern auf andere Weise Experten fürs Kind sind, von denen auch WIR als Lehrpersonen durchaus profitieren. Ganz ehrlich, du WIRST Fehler machen! DU WIRST nicht alles auf dem Schirm haben. Du WIRST unachtsam sein. Du WIRST zeitweise mal weniger guten Unterricht abliefern, wenn du Liebeskummer hast oder dein Baby zahnt. Da kannst du dich noch so sehr anstrengen.

Weil du – Gott sei Dank – ein echter Mensch bist und keine Maschine. Also LASS dich bitte ergänzen von Weitsicht und Expertise vieler Eltern.

Viele Köche können nur dann den Brei verderben, wenn sie sich nicht gut abgesprochen haben. Natürlich kannst du nicht auf alle Eltern zählen, doch m.E: mangelt es vielerorts einfach an konstruktiver Kommunikation UND Kooperation. Dadurch geht viel Potenzial verloren.

Lehrerbashing VORbeugen kannst du, wenn du ALLEN Eltern IMMER auf Augenhöhe begegnest. Da darfst du ruhig in Vorleistung gehen. Wenn du dich nicht über sie stellst, haben sie bedeutend weniger Gründe, dich niederzumachen.

Das gelingt dir, indem du Fragen stellst, Feedback zulässt, sie nicht permanent nur belehrst und informierst, sondern ihre Meinung auch mal anhörst, – stehen und be-stehenlässt. Auch wenn du tagsüber der Leithammel bist und der klügste Kopf im Klassenzimmer – am Elternabend musst du NICHT immer das letzte Wort haben.

Schule ist ein heißes Eisen!

Ein anderer wichtiger Grund, wieso es zu Lehrerbashing kommt, ist der, dass Schule für die meisten von uns doch ein hoch emotionales Thema ist. Wir alle waren da und – seien wir doch mal ehrlich – kaum einer von uns ist doch ohne irgendeinen kleinen oder größeren Dachschaden seiner Lehranstalt entkommen, oder?

Mal ganz ehrlich jetzt!

Ich habe vor längerer Zeit auf Instagram eine Umfrage darüber gestartet, was Schüler:innen sich in der Schule alles anhören müssen uns es war schockierend, welche Demütigungen sich doch viele haben bieten lassen. Und sowas sitzt tief! So auch bei den Lehrerbashern, die, sobald irgendwo öffentlich von Schule die Rede ist, IHR altes Trauma bestätigt sehen: ihre Fehlschläge, Niederlagen, ja, Demütigungen, für die es leider in keiner anderen Institution SO viel Raum gibt.

Wir alle sind mit einer bestimmten Brille unterwegs. Wir nehmen im Außen immer nur das wahr, was unseren persönlichen Erwartungen, Einstellungen und Vorerfahrungen entspricht. Wer selbst eine schwierige Schulzeit hinter sich hat, gewinnt also endlich Raum, sich lästernderweise darüber auszulassen, was Lehrer:innen auch heute noch den armen Kindern antun. IHREN Kindern antun.

Ich kann dir dazu nur raten: Vergib! Sieh in dem pöbelnden Papi gerne auch mal den kleinen Jungen, der es gerade nicht besser weiß. Der NOCH  gar nicht weiß, was für eine liebevolle Lehrerin sein Sohn abbekommen hat. Entkräfte sowas gerne auch mal mit Charme und setz auf eine zweite Chance des Kennenlernens.

Wenn du nicht greifbar bist, nichts preisgibst, auf Distanz gehst, werden die Eltern nur DAS über dich und deinen Unterricht in Erfahrung bringen, was ihr KIND aus der Schule erzählt. Nichts gegen deine lieben Schüler:innen, aber viele von ihnen geben vermutlich nicht so gerne zu, dass sie in Mathe nicht gut aufgepasst haben. Lieber erwähnen sie, dass Frau Müller aber auch einfach nicht so gut erklären kann.

Eltern vertrauen ihrem Kind. Gut so. Im Gegensatz zu ihren Eltern vielleicht springen sie gerne für ihre Sprösslinge in die Presche und ernten dafür gesellschaftlicherseits Lob und Anerkennung. Vielen deiner Lehrerbasher tut es vermutlich gut, ihren Frust bei dir abzuladen: über die schlechten Noten des eigenen Kindes, insgeheim aber eben oft auch über den Umstand, dass man sich selbst nicht genügend um dessen Bildung kümmern KANN – selbst wenn man es möchte. Verstärkt die Lehrperson diesen Frust noch, weil sie kein Verständnis aufbringt, ist es bedeutend  leichter, ihr die Schuld zu geben.

Verstehe mich nicht falsch – ich finde das auch nicht richtig. Aber es erklärt die Wucht dieser Energie und diesen Umständen müssen wir uns stellen. Daraus müssen wir die richtigen Schlüsse für die Zukunft ziehen.

Scheint dich also ein Elternteil am ersten Elternsprechtag sofort auf dem Kieker zu haben, frag nach, was genau passiert ist. Mach dir klar: Vermutlich MEINT der gar nicht DICH, sondern die Institution Schule an sich, der Frust des eigenen Kindes sucht sich hier einen Stellvertreter oder aber du erinnerst ihn an seine alte Klassenlehrerin, mit der er noch eine Rechnung offen hat ….

Wenn dir ein Angriff besonders wehtut, spalte das von dir ab und überlege, welchen tatsächlichen Hintergrund dieser haben könnte. Selbst wenn du dem nicht auf den Grund gehen kannst, hilft es dir, es weniger persönlich zu nehmen.

Du bist kein Opfer!

Ich kann es nur immer wieder betonen: Ich sehe dich. Ich kenne deine Unsicherheit und diesen Schmerz, wenn du Dinge mit bestem Wissen und Gewissen und mit viel Herzblut gestaltest und dennoch missachtet, falsch verstanden wirst.

Ich erlebe in meinen Coachings junge Lehrerinnen, die trotz großen Engagements für die Schüler:innen Eltern gegen sich aufbringen, weil sie einfach nur UNEBEHOLFEN sind. Weil Ihnen keiner beigebracht hat, wie man gesunde Beziehungen aufbaut, wie man, obwohl man sich unterlegen fühlt, Stabilität herstellen kann. Wie man Eltern aktiv ins Boot holt, so dass man gemeinsam die Schwierigkeiten DER Kids oder MIT Kids und auch die Holprigkeiten unseres guten alten Schulsystems bewältigen kann.

Ich wiederhole mich, aber es sollte Teil der Lehrerausbildung sein. ACHTUNG – nochmal WERBUNG! Schau mal auf unser LockerLehrerTraining, denn auch Beziehungsarbeit IST eine ganze Woche lang Teil des Trainings, oder schau mal auf LockerLehrer LERNBAR. Da biete ich demnächst eine entsprechende Abendveranstaltung dazu an, die für dich interessant sein könnte, wenn du merkst, dass du da noch lernfähig bist und  es künftig nicht mehr dem Zufalle überlassen möchtest, wie sich dein Verhältnis zu Eltern, Schüler:Innen und Kollegium entwickelt. ENDE DER WERBEEINSPIELUNG

WENN es da bei DIR britzelt, wenn du DARIN Profi werden möchtest, freue ich mich total. DENN – und jetzt kommt´s: Man muss das ja auch erstmal wollen …

… und was, wenn nun viele recht haben???

Ich bitte um Verzeihung, wenn dir folgendes wie ein Anflug von Lehrerbashing erscheint. Wir erinnern uns: #Empathiestattellenbogen ist das Ziel. Doch ich sitze hier a) als erfahrener Lehrercoach und nehme mir das Recht heraus, Spiegel zu zücken, wenn es dadurch für dich vorangeht. Und b) sitze ich hier als ehemalige Lehrerin und Mutter mit der Bitte um Verständnis.

Ich muss ganz ehrlich gestehen: Außerhalb all der Kontakte, die ich durch diesen Lehrerpodcast und Lehrercoachings in meine Leben gezogen habe und außerhalb meiner Instagramwelt @lehrercoach, sind mir in meiner Zeit als Lehrerin und auch als Mutter von zwei Schulkindern leider doch auch so manche  Kolleg:innen begegnet, die wenig bereit waren, sich auf Veränderungen, auf die Bedürfnisse sich stetig verändernder Schüler:innengenerationen oder gar deren Eltern einzustellen. Oft, weil sie einfach den Blick nicht für die Notwendigkeit hatten, weil sie bereits GENUG um die Ohren hatten, weil sie selbst bereits täglich ums Überleben kämpften – in einem Kollegium oder System, dass es ihnen nicht gerade leicht machte. #empathiestattellenbogen

Kooperation wird nicht in jedem Kollegium großgeschrieben. Auch das Eingestehen von Schwächen ist nicht in jedem Lehrerzimmer angebracht. Geschweige denn lässt man sich überall gerne in die Karten kucken oder probiert mal was Neues aus, wenn eine Klasse schwiiiierig erscheint. „Nee, wieso denn? Wir sind erfahren genug. Das Referendariat liegt ja wohl hinter uns.“

Viel zu oft stolperte ich schon über Fragen wie: „Wie machen wir diese Schüler:innen … GEFÜGIG?  Wie werden wir los, wer hier nicht hergehört? Welche Regeln und Strafarbeiten brauchen wir noch, damit DIE uns nicht aufs Dach steigen? Wie halten wir uns diese anstrengenden Eltern vom Leib, die ja immerhin MIT daran Schuld sind, dass die Schüler:innen wenig diszipliniert sind?“ Genau SO hörte es meine Klientin im Ausbildungsseminar.

DIESE Haltung ist durchaus noch existent. Und sie beruht nicht einmal auf Faulheit oder fehlendem Engagement, nein. Auch DIESE Einstellung erwächst aus äußeren Gründen, deren Erläuterung hier den Rahmen sprengen würde. Doch machen wir uns doch nichts vor: Diese distanzierte, unflexible Haltung – es GIBT sie überall noch in Deutschlands Lehrerzimmern. Fertig.

Achtung – Nähkästchengeplauder: Eine Schulleiterin schreib mir sinngemäß heute Morgen auf Instagram: „Ganz ehrlich, Lydia: Ich bin weiterhin engagiert und mein Kollegium ist toll, aber ich bin froh, dass MEINE Kinder erwachsen sind und nicht mehr in die Schule müssen….“

Viele Klient:innen, die ich heute betreue, haben genau DArunter zu leiden: Dass viele Kolleg:inen wenig empathisch auf die Kids eingehen und SIE das als Klassenlehrerin auszubaden haben. Dass viel gejammert und selten der eigene Anteil am Klassenzimmergeschehen unter die Lupe genommen wird. „Ich pflege engen Kontakt zu den Eltern meiner Klasse und nun wirft man mir im Kollegium vor, ich würde die Preise versauen.“ Das habe ich wortwörtlich in einem Coachingsgespräch mit einer Herzblutlehrerin gehört, deren Arbeit ich SO schätze, dass ich mir für meine eigenen Kinder wünschen würde.

Tja, das alles erzähle ich dir hier aus dem Nähkästchen. Kolleg:innen, die das betrifft, würden vermutlich niemals LockerLehrer-Podcast hören. Schade eigentlich …

Krasse Kolleg:innen – wie gehst du mit ihnen um?

Wie gehst du nun damit um, wenn dein Kollegium da so anders tickt als du? Wenn DU ganz wunderbar mit Eltern kooperierst und genau DAvon profitierst, dass du von Anfang an für gute Zusammenarbeit gesorgt hast?

Achtung, diesen Tipp kriegste hinter vorgehaltener Hand, doch er ist praxiserprobt:  Häng es halt NICHT an die große Glocke, dass DU gerne viel Zeit und Energie in positive Begegnungen steckst und dir dadurch die negativen ersparst. Dass DU mit den Eltern deiner Kids gut klarkommst. Keine Sorge – du sollst dir nichts zusammenlügen. Behalte es einfach nur für DICH, wenn du mit ganz anderen Werten agierst bist. Kolleg:innen, die SO anders unterwegs sind, wollen deine Ratschläge nicht.

Glaube nicht, dass du zu ihrem Vorbild wirst, wenn du am Elternsprechtag tonnenweise Blumensträuße und Pralinienschachteln in deinen Kofferraum lädst. Genieße diese Aufmerksamkeit und Bestätigung, selbst wenn nur EINE Familie wirklich zu schätzen weiß, was du leistest. Doch du solltest in diesem Beruf lernen, dich von öffentlicher und leider oft auch kollegialer Anerkennung nicht abhängig zu machen.

Deiner eigenen Lehrergesundheit zuliebe und deinen lieben Schüler:innen zuliebe. Die brauchen dich nämlich in der nächsten Stunde wieder als gutgelaunte und stabile Lehrperson, also lass dir deine Energie nicht im Lehrerzimmer von irgendwelchen Miesepetern rauben.

GUT finde ich das alles auch nicht: Ich würde mir wünschen, dass engagierte Lehrpersonen von Kollegium und Gesellschaft mit Lob und Wertschätzung überschüttet würden. Vielerorts ist das leider nicht so.

Vielleicht wird es ja irgendwann kein Lehrerbashing mehr geben, wenn immer mehr Schüler:innen sagen können: „Oh ja, meine Lehrer haben mich wirklich fürs Leben stark gemacht!“

Lydia Clahes

All.Das.Existiert.Wirklich.

Der Skandal dieser Podcastfolge ist: Wir können uns ja noch so sehr darüber aufregen, dass man Lehrer:innen dies und jenes unterstellt: All dies, was man „uns“ so vorwirft, existiert leider wirklich.  

Es gibt sie, DIE Lehrerinnen und Lehrer, die während der Pandemie tatsächlich wochenlang einfach von der Bildfläche verschwanden, schwer bis gar nicht erreichbar waren, unprofessionell oder gar nicht auf Elternfragen eingingen. Die sich KEINE Gedanken darüber machten, ob ihre im Distanzunterricht rausgehauenen Aufgaben nun pädagogisch wertvoll waren. Die KEIN Interesse daran zeigten, wie denn ihre Schützlinge mit den neuen Formaten klarkamen, verzweifelte Elternanfragen als Belästigung ansahen und abbügelten.

Ja, und viele Schüler:innen solcher Lehrer:innen haben Eltern, die Journalisten oder Politiker:innen sind und sich entsprechend enttäuscht darüber in der Öffentlichkeit äußerten. Sicher, das IST unfair den engagierten gegenüber. Wieso schreibt denn über DIE bitte keiner? Wieso setzt sich keiner hin und verfasst eine ausführliche Lobgesang an die Lehrerschaft? Für Ärzte und Verkäufer:innen haben wir doch auch vom Balkon aus geklatscht!

Warum sind wir Lehrer leer ausgegangen?

Weil die schmerzhaften Wahrheiten aus der Schule viel mehr Privathaushalte persönlich behelligen. Dass das Homeoffice oft so sehr vom Homeschooling ausgebremst war, DAS war täglich Thema in den Familien.

Wusstest du zudem, dass sich schlechte Nachrichten 6-7x schneller rumsprechen als gute? Achte mal darauf, welche Posts in den sozialen Medien die meisten Likes bekommen! Wann immer sich jemand aufregt, kassiert er ohne Ende Likes und Applaus.

Außerdem geht es hier nun einmal um das Wichtigste, was man hat: die eigenen Kinder, die nun auch noch zu Zeiten, in denen viele Menschen um ihre Existenz bangen müssen, frustriert zu Hause sitzen. DAS kriegen diese Eltern mit!

Wenn man selbst gerade um seinen Job bangt, ist vielleicht auch der Neid nicht weit auf die gut abgesicherten Staatsdiener:innen am anderen Ende der knarzenden Videokonferenz.

Und zu Lehrer:innen KANN man auch immer was sagen (..siehe oben)! Ich zumindest habe noch mit keinem einzigen Virologen persönlich zu tun gekriegt. Auch Politiker:innen kenne ich keine. Aber von Lehrer:innen kann jeder hier ein Liedchen singen. Und im Homeschooling bekamen viele Eltern eben leider nicht nur mit, wie schwierig Unterrichten ist, sondern auch, wie gleichgültig eben doch noch immer viele Lehrpersonen unterwegs SIND, wie seltsam viele Aufgaben des Lehrplans, über denen man plötzlich vormittags mit seinem Kind schwitzte, wie wenig kindgerecht vielleicht so manche Videokonferenz ablief.

„Frag doch deine Schüler:innen einfach mal, wie es ihnen geht!“, las ich überall in den sozialen Netzwerken. Und – ganz ehrlich, Leute, WO sind wir eigentlich gelandet, dass man Pädagog:innen DAS überhaupt erklären muss?! WIE weit sind wir vom Mensch-Sein in der Schule entfernt, wenn selbst zu Zeiten einer weltweiten Pandemie die Leistung meiner Schützlinge noch immer vor ihrer Befindlichkeit abgefragt wird?

Konzentriere dich auf die Kids – hier kommt am meisten zurück

Als letzte Erste-Hilfe-Maßnahme möchte ich dir den Tipp geben, dich immer wieder zu fragen, wofür DU Lehrerin oder Lehrer geworden bist und dich jeden Tag aufs neue genau darauf zu fokussieren. Wenn es dein Wunsch ist, dass Schüler:innen eine bessere Schulzeit haben als du sie hattest, wenn du kleine Menschen positiv für ihr Leben prägen und liebevoll begleiten möchtest, wenn du Koryphäe in deinem Fach bist und zukünftige Generationen dafür begeistern möchtest, dann überlege dir jeden Tag: „Wie setze ich DIESEN Wunsch heute um?“ Je mehr du dich DARAUF fokussierst, desto besser wird dir das gelingen.

 Wenn du jeden Tag nach Momenten suchst, in denen du die Chance hast, mit deinen individuellen Kompetenzen zu glänzen, lebst du ein wertegeleitetes Lehrer:innenleben. Dann gibst du deiner Arbeit Sinn. DEINEN Sinn. Dann spürst du allein in deinem kleinen Klassenzimmer, dass deine Arbeit wertvoll IST!

Und dein Erfolg hängt dann nicht davon ab, ob irgendjemand vom Balkon aus für dich klatscht oder aber Lehrer basht.

Zusammenfassung

Bashing belastet – und das vor allem junge Lehrpersonen, die ohnehin viel mehr auf gesundes Feedback und auch Anerkennung angewiesen sind. Wenn wir sie immer und immer wieder daran erinnern, dass viele Menschen ihre Arbeit nicht zu schätzen wissen, verunsichert es sie nur noch mehr.

Dass über Lehrer:innen gelästert wird, hat es immer schon gegeben und wird es auch immer geben. Drum ist es gut, wenn man mental gut darauf vorbereitet ist und lernt, wie man dies in seinem eigenen Tribe vermindert bis verhindert.

Idealerweise lässt du Lehrerbashing einfach nicht an dich ran, weil DU ja am besten weißt, was du alles leistest. Nörgelnde Eltern z.B. meinen ganz oft gar nicht DICH, sondern die Institution Schule, über die wir ja wohl ALLE was zu meckern haben und vor der auch du oftmals hilflos achselzuckend stehst. Also setz dich mit den Eltern in ein Boot.

Manche haben selbst noch eine alte Rechnung mit Lehrern offen und merken vor verkrusteter Wut gar nicht, dass DU anders bist als „die Lehrer“. Idealerweise vergibst du ihnen und baust aktiv eine gute Beziehung zu den Eltern deiner Kids auf. DU bist kein Opfer – du gestaltest aktiv.

Dazu gehört auch, dass du Eltern auf Augenhöhe begegnest, Feedback bzw. Kritik zulässt und es aktiv auf Ergänzung anlegst, wo dies möglich ist.

Wir müssen der Wahrheit ins Gesicht blicken: Wie engagiert und liebevoll DEIN Tribe auch immer sein mag  – all das, worüber sich die Öffentlichkeit beschwert, existiert vielerorts tatsächlich. Wo die Fronten verhärtet sind, die Einstellung herrscht, dass man sich Eltern vom Leibe halten sollte, können diese gar nicht anders, als auf anderen Wegen laut zu werden. Weil es nun einmal um das Wichtigste geht, was sie haben. Ihr Kind. Und da DU hoffentlich dasselbe Ziel verfolgst wie sie, nämlich dass DIESE Kids eine gute Schulzeit haben, habt ihr schonmal eine wertvolle Gemeinsamkeit, auf der man aufbauen kann.

WENN man Kritik und Krisen zulässt, aktiv an einer guten Beziehung arbeitet, vergibt, wo die andere Seite es nicht besser wusste und sich als Lehrperson immer wieder klarmacht: „Ich bin kein Opfer. Ich gestalte Schüler:innenleben auf MEINE Weise, mit dem, was MICH höchstpersönlich ausmacht. Und weil das nicht jeden erreichen und schon gar nicht jedem gefallen kann, lass ich den Rest halt –

LOCKER, LEHRER!